Jan Christian Pflugstedt • 26. September 2019

Die Folgen der Amazonas-Brände

Die Zahl der Feuer im Regenwald des Amazonas steigen seit Monaten. Sie zerstören das einzigartige Ökosystem unserer Erde. Doch die Folgen dieser Feuer reichen noch weiter: Sie gefährden auch Wälder, die bislang intakt geblieben sind – und könnten darüber hinaus zu Trockenheit in den Nachbarländern führen.

Im Amazonasbecken hat sich über Jahrmillionen hinweg ein einzigartiges Ökosystem entwickelt. Mohrenkaimane, Baumsteigerfrösche, wilde Papageien, Hapyien und Anakondas durchstreifen den undurchdringlichen Regenwald, der sich von Flusswäldern über Palmsümpfe bis in die Bergwälder zieht. Eines aber ist hier nahezu unbekannt. Das Feuer.

„Wenn Feuer im Regenwald aufflammen, können sie dort tagelang wüten. Das Ökosystem am Amazonas kennt keine natürlichen Feuer, wie etwa die Wälder des Mittelmeerraums, in denen Feuer immer wieder auftreten und die Pflanzen daran gewöhnt sind. Am Amazonas verursacht jedes Feuer deshalb eine extrem hohe Mortalität. Bis zu 50 Prozent der Bäume sterben. Das hat natürlich Auswirkungen auf die biologische Vielfalt. Nach einem Feuer fehlt die Hälfte der Arten, die in einem ungestörten Wald auftreten. Und solche Wälder können durch die hohe Baumsterblichkeit auch wesentlich weniger Kohlendioxid speichern.“- so dieÖkologin Erika Berenguer


Auffüllen der Kohlenstoffspeicher dauert ein Jahrhundert


„Nach einem Brand erholt sich der Regenwald nur sehr, sehr langsam. Wir haben Studien, die zeigen, dass ein Wald hier selbst 30 Jahre nach einem Feuer noch 25 Prozent weniger Kohlendioxid speichert als ein Wald, der nie gebrannt hat. Unserer Schätzung nach wird es etwa ein Jahrhundert dauern, bis die Kohlenstoffspeicher wieder vollständig aufgefüllt sind. Und das auch nur, wenn keine Bäume mehr gefällt werden und keine weiteren Feuer auftreten.

Die Zahl der Abholzungen und der damit fast immer in Zusammenhang stehenden Feuer ist in den vergangenen Monaten extrem angestiegen – nachdem sie seit fast zehn Jahren rückläufig war.


Knapp vor dem Tipping Point

Wir haben auch noch den Klimawandel. Und durch den Klimawandel erwarten wir eine Veränderung der Niederschlagsmuster, eine Verlängerung der Trockenzeit, und ein höheres Risiko lange anhaltender Dürreperioden. Das heisst, wir schieben das System allein durch den Klimawandel schon in einen kritischeren Bereich, und wenn man das jetzt kombiniert mit der Abholzung und den Waldbränden, dann muss man diese Position dieses Tipping Points, wahrscheinlich eher Richtung 20 bis 25 Prozent schieben . Und da sind wir jetzt wahrscheinlich knapp vor dem Tipping Point.

Die richtige Zeit zum Handeln wäre also jetzt.



(c) Deutschlandfunk


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