Jan Christian Pflugstedt • 10. April 2019

Kragenbären in Gefahr Teil 2

In der freien Natur zählen die Zerstörung ihres Lebensraums und die Bejagung zu den Hauptgefahren der Kragenbären. Gründe für die Jagd sind einerseits der Jagdsport, auf der anderen Seite die Sicht des Kragenbären als Nahrungskonkurrenten, der Weidetiere reißt und manchmal auch Menschen angreift. Es werden aber auch viele Tiere gewildert, um an die Gallenflüssigkeit zu gelangen. In Teilen ihres Verbreitungsgebietes (Pakistan, Bangladesch, Korea) stehen sie am Rand der Ausrottung. Insgesamt listet die IUCN den Asiatischen Schwarzbären als stark gefährdet!

Sehr vielen Kragenbären wird es zum Verhängnis, dass in der chinesische Volksmedizin seit 3000 Jahren ihre Gallenflüssigkeit eine heilsame Wirkung zugeschrieben wird. Obwohl der Wirkstoff Ursodeoxycholsäure seit 1955 auch im Labor hergestellt werden kann, gibt es in China, Vietnam und Korea etwa 1970 Bärenfarmen, in denen die Bären in engen Käfigen bewegungsunfähig eingesperrt sind. Über einen Katheter wird ihnen täglich bis zu 100 ml Gallenflüssigkeit entnommen. Etwa 10.000 Kragenbären sollen so gehalten werden, manche sind bereits seit mehr als 20 Jahren in den Käfigen eingesperrt. Über 100 US-Dollar kosten wenige Gramm Bärengalle.

Diese Verfahrensweise ist ganz besonders von Tierschützern attackiert und demonstriert worden. Inzwischen gibt es in China Organisationen wie die „Animals Asia Foundation“, die sich die Befreiung der Kragenbären zur Aufgabe gemacht hat. In den letzten Jahren wurden über 200 Kragenbären befreit. Sie benötigen allerdings nach einer solchen Befreiung intensive medizinische Betreuung, da die Muskeln durch den Bewegungsmangel atrophieren und das Verhalten gestört ist. Vielen Bären fehlen Gliedmaßen, und einige sind sogar hirngeschädigt. Ein Großteil der befreiten Bären stirbt über kurz oder lang an Leberkrebs, der zu 89 % durch das jahrelange Galleabzapfen verursacht wird.




Seit 15 Jahren gibt es die „Animals Asia Foundation“, die für die Befreiung der Tiere kämpft um ihnen ein zweites, besseres Leben zu ermöglichen.
Die verantwortlichen Personen auf den Bärenfarmen schneiden den Bären ohne Betäubung den Bauch auf und rammen einen Metallkatheter in den Unterleib des Tieres. Zweimal täglich wird den Bären in solchen Bärenfarmen Gallensaft abgezapft. Der Gallensaft wird zu Pulver verarbeitet und in der traditionellen Chinesischen Medizin ( TCM ) als Allheilmittel zur Linderung von Fieber und Augenleiden eingesetzt. Offiziell ist dies jedoch schon längst verboten, es gibt gute Alternativen, wie zum Beispiel Kräuter und synthetische Stoffe. Doch viele Chinesen sind darüber noch nicht informiert und aufgeklärt worden und setzen auch noch heute auf die traditionelle Medizin.
Der Schwarzhandel explodiert förmlich: Ein Kilo Bärengalle bringt bis zu 490 Euro, flüssiges Gold.

Dafür müssen die Bären jedoch unendliche Schmerzen aushalten, sie leiden unter chronisch entzündeten Bäuchen. Blut, Eiter und Gallenflüssigkeit tropfen aus ihren Wunden. Um die Bären gefügig zu machen, ziehen die Chinesen den Bären die Krallen und schleifen ihre Zähne ab.

Zu essen bekommen die Mondbären nichts außer Essensreste und dreckiges Wasser. Bis zu 20 Jahre vegetieren die Bären in solchen Farmen. Prächtige Wildtiere, nur noch ein Schatten ihrer selbst.


Die von Animals Asia betriebenen Bären-Rettungszentren in Chengdu, China und in Tam Dao, Vietnam, bieten den Bären komfortable Behausungen und naturnahe Außengehege. In dieser sicheren Umgebung können sie sich erholen und ihre restlichen Jahre in der Gesellschaft anderer Bären verbringen. Bis heute wurden rund 578 Farmbären gerettet und in Rettungszentren übergeben.

Während ihrer Genesung beobachtet das Team von Animals Asia das Verhalten und den Gesundheitszustand der Tiere genau. Der tägliche Umgang mit den Bären und regelmäßige Gesundheitschecks gewährleisten die bestmögliche Pflege. Außerdem haben die Mitarbeiter dadurch die Möglichkeit, wichtige wissenschaftliche Erkenntnisse über die physischen und psychischen Auswirkungen des Galleabzapfens zu sammeln. Durch die Veröffentlichung von Berichten und Artikeln hat die Organisation dazu beigetragen, die Aufmerksamkeit der Wissenschaftsgemeinde auf die Mondbären zu lenken und die Öffentlichkeit für die grausame Brutalität der Bärengalleindustrie zu sensibilisieren.


*Markierung wegen Bild und Videorechten:
Animals Asia Foundation


Den nächsten Teil veröffentlichen wir kommende Woche. Fortsetzung folgt...


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