Wenig Nachkommen – lange Lebensdauer
Bartgeier werden mit 5 bis 7 Jahren geschlechtsreif. Eine erfolgreiche Jungenaufzucht gelingt aber meist erst ab einem Alter von 8 bis 9 Jahren und dies oft nur jedes zweite oder dritte Jahr. Dabei kann ein Brutpaar in einer Brutsaison maximal einen Jungvogel großziehen. Bartgeier pflanzen sich also sehr langsam fort. Damit eine Bartgeierpopulation sich aufbauen und überleben kann, ist es daher sehr wichtig, dass Bartgeier lange leben und sich wiederholt fortpflanzen können. Entsprechend können Bartgeier ein hohes Alter erreichen. In Zoos werden Bartgeier regelmäßig 40 bis 50 Jahre alt, und auch in freier Wildbahn sind über 30-jährige Bartgeier wohl keine Seltenheit. Verschiedene Gefahren, auch durch den Menschen verursachte, können jedoch schnell die Sterblichkeit erhöhen und daher fatale Auswirkungen auf das weitere Überleben der Bartgeier haben. Bartgeier können deshalb nur dort langfristig überleben, wo sie gut geschützt sind.
Der Bartgeier kehrt zurück
Der Bartgeier war lange Zeit als gefährlicher Beutegreifer verrufen und wurde intensiv verfolgt, bis er zu Beginn des 20. Jahrhunderts gänzlich aus den Alpen verschwand. Heute ist dieses falsche Bild korrigiert und der imposante Alpenbewohner ist wieder bei uns heimisch. Dies dank einem Wiederansiedlungsprojekt, das 1986 seinen Anfang in Österreich nahm. Obwohl in der Zwischenzeit viel erreicht worden ist, ist die Wiederansiedlung des Bartgeiers noch nicht abgeschlossen.
Kaum verschwunden, schon vermisst
Schon anfangs des 20. Jahrhunderts wurde das Verschwinden der Bartgeier in einigen Kreisen bedauert und es entstanden Diskussionen, ob man diesen eindrücklichen Alpenbewohner im Schweizerischen Nationalpark wieder ansiedeln könnte. Ein erster tatsächlicher Versuch erfolgte jedoch erst Anfang der 70er Jahre durch Paul Geroudet und Gilbert Amigues in den französischen Alpen. Damals wurden Bartgeier freigesetzt, die in Afghanistan eingefangen und nach Europa transportiert worden waren. Hohe Verluste und Schwierigkeiten bei der Beschaffung der Tiere ließen dieses Vorhaben vorzeitig scheitern.
Die Bartgeierzucht als Schlüssel zum Erfolg
Das heute noch laufende Projekt zur Wiederansiedlung des Bartgeiers wurde 1978 in Morges am Genfersee gegründet. Fachleute aus Frankreich, Italien, Österreich, Deutschland und der Schweiz beschlossen damals, dass statt eingefangener Tiere aus noch bestehenden Wildpopulationen junge Bartgeier aus Zoos und Tierparks für die Auswilderung genutzt werden sollen. So konnte verhindert werden, dass bestehende Wildbestände durch Entnahmen geschwächt und gefährdet werden. Zudem wurde erkannt, dass die Auswilderung von ganz jungen Bargeiern aus der Zucht vielversprechender ist, als die Freisetzung eingefangener Wildtiere.
Auswilderungen seit 1986
Die erste Auswilderung fand 1986 im österreichischen Nationalpark Hohe Tauern statt. In den folgenden Jahren wurde das Wiederansiedlungsprojekt nach und nach über den ganzen Alpenraum ausgedehnt. Die erste Auswilderung in Frankreich erfolgte 1987 in Hochsavoyen. Darauf folgte die Schweiz im Jahr 1991 mit einem Auswilderungsstandort im Schweizerischen Nationalpark und ab 1994 wurden Auswilderungen auch in den italienischen und französischen Südalpen durchgeführt. Im Verlauf des Projektes kamen immer wieder neue Regionen dazu. So erfolgten weitere Auswilderungen auch im italienischen Nationalpark Stelvio, in der französischen Region von Vercors, sowie in den Schweizerischen Wildtierschutzgebieten Graue Hörner (Kanton St. Gallen) und Huetstock (Obwalden). Insgesamt wurden bis ins Jahr 2020 229 junge Bartgeier erfolgreich im Alpenraum ausgewildert
Organisatoren der Ausqwilderung, Zoos aus Deutschland, Schweiz und Östereich sowie: