FridaysForFuture-Walsrode: Es ist mir eine Freude unser zweites Interview starten zu dürfen. In diesem Interview behandeln wir den Regenwald. Da wir ihn leider nicht ärztlich behandeln können muss es mündlich geschehen - und hierfür haben wir uns tatsächlich auch einen Spezialisten eingeladen. Ich begrüße Jan Pflugstedt den 1. Vorsitzenden des Vereins Regenwald-Hilfe e.V.: Jan, ich würde dich gerne einmal bitten dich und den Verein “Regenwald-Hilfe e.V.” vorzustellen.
Jan Pflugstedt: Sehr gerne, mein Name ist Jan Pflugstedt ich bin 25 Jahre alt und habe im Jahr 2018 den Verein “Regenwald-Hilfe e.V.” ins Leben gerufen. Nach einem etwas längerem Kampf für die Gemeinnützigkeit konnten wir in 2019 endlich loslegen und können mit unserem Arten- und Umweltschutzverein einiges für die nationale und internationale Flora und Fauna tun. Ich bin selber Zootierpfleger, schon jahrelang, und daher weiß ich von den Problemen, die unsere Erde hat, ziemlich gut Bescheid, weiß natürlich auch wie viele Tierarten davon bedroht sind und wie wichtig der Regenwald für unser Klima ist. Dementsprechend war es für mich ein großes Bedürfnis diesen Verein zu gründen.
Frage 1
FridaysForFuture-Walsrode: Danke für deine Antwort. Dann kämen wir jetzt einmal prinzipiell zur ersten Frage; und zwar stellt sie eine etwas Allgemeinere dar. Glaubst du es gibt einen anthropogenen, also menschengemachten Klimawandel - Und, wenn ja - warum?
Jan Pflugstedt: Also ich glaube nicht, dass es ihn gibt - ich weiß, dass es ihn gibt, weil der Klimawandel eine Tatsache und der Mensch dabei die Hauptursache ist. Das sehen wir tagtäglich in den Medien, die ganzen Nachrichten, die wir bekommen. Es ist eine menschliche Aktivität - der Treibhauseffekt, die Probleme der Verbrennung von Kohle, Öl und Gas. Das sind alles die Probleme, die den Klimawandel weiter hervorbringen und vorantreiben. Deswegen würde ich deine Frage gerne anders formulieren: “Weißt du darüber Bescheid, dass es ihn gibt”. Hier ist meine Antwort ganz klar: “Ja, darüber weiß ich Bescheid.” Das ist auch ein Thema, was wir im Verein “Regenwald-Hilfe e.V.” natürlich aktiv besprechen und immer wieder beobachten. Es gibt zahlreiche Probleme. Sind es die verheerenden Waldbrände aufgrund von Temperaturen, der Meeresspiegel, der uns Sorgen macht und vieles, vieles mehr. Das ist definitiv ein Thema, worüber wir reden müssen und wo alle sehr stark dran arbeiten müssen.
Frage 2
FridaysForFuture-Walsrode: Kommen wir dann direkt zu Frage 2, nachdem du die Erste mit Bravour gemeistert hast. Leider sieht man in einer starken Ausführung, dass das Bewusstsein für die "grüne Lunge" unserer Erde, also den Regenwald nicht ausreichend genug ist, um das Problem ernst wahrzunehmen - vielleicht können wir etwas dagegen unternehmen. Wie wichtig ist der Regenwald für das Klima?
Jan Pflugstedt: Das Klima ist sehr, sehr wichtig für uns alle, entsprechend auch der Regenwald. Der Regenwald wird auch oft die grüne Lunge genannt, so habt ihr dieses Interview auch angekündigt. Letztes und vorletztes Jahr gab es starke Probleme mit dem Amazonas. D.h. es ist tatsächlich sehr publik gewesen, dieses Thema. Warum? Weil der Amazonas einer der wichtigsten Ökosysteme unserer Erde ist. Ein Regenwald sorgt halt dafür, dass er natürlich CO2 in Sauerstoff umwandelt. Das ist ein Ding, was ein Regenwald eben so macht und es ist für uns überlebensnotwendig. Es würde verheerende und schwerwiegende Folgen haben, wenn der Regenwald komplett verschwinden würde. Dementsprechend sollten wir auch, wenn es weiter entfernt ist und wir den Regenwald nicht vor der Tür haben sehr stark daran arbeiten. Es ist nicht nur der Regenwald, der sehr wichtig ist. Es sind die Wälder im Allgemeinen. Man spricht, wenn man von der Klimakrise spricht und, wie wichtig die Wälder sind meistens nur von tropischen Regenwäldern. Unsere heimischen Wälder vor Ort sind aber genauso überlebenswichtig für uns alle und sorgen auch dafür, dass wir hier vor Ort saubere Luft zum Atmen haben. Also die dürfen natürlich auch nicht vernachlässigt werden. Zudem ist der Regenwald so wichtig, dass es in der Vergangenheit und auch bis heute natürlich die natürliche Apotheke für uns Menschen war. Es kommen viele Stoffe vom Regenwald zu uns Menschen zurück. Medizin, Tabletten oder Salben. Den Ursprung findet man oft in den Regenwäldern. Da muss man natürlich auch mal schauen, dass es da natürliche Heilmethoden gibt, die mit einem Regenwald, der verschwindet, auch nicht mehr zu haben sind.
Frage 3
FridaysForFuture-Walsrode: Das sind keine wirklich guten Zukunftsaussichten, aber leider müssen wir weitergehen zu Frage 3. Auch, wenn Regenwald-Hilfe e.V. sich satzungsmäßig keine offizielle politische Stellung beziehen darf, hast du für uns sicherlich eine Meinung auf der Zunge zu brennen. Wie kann die deutsche Politik den Regenwald schützen?
Jan Pflugstedt: Wir wollen uns politisch dennoch ein bisschen einmischen und dennoch ein bisschen unsere Meinung kundgeben. Das ist uns auch ganz wichtig. Die Politik die kann einiges machen. In den letzten Monaten und Wochen ist mir vermehrt aufgefallen, dass sehr viele Supermärkte zum Beispiel, ich komme gleich auf deine Frage zurück - ich möchte ein bisschen weiter ausholen, teilweise auch den Import aus Amazonas-Gebieten, wie zum Beispiel die Fleischproduktion, boykottieren. Es hängt natürlich auch am Abbrennen des Präsidenten Bolsonaro. Ich denke, dass die Politik da auch noch viel mehr machen kann. Ich persönlich empfinde, dass man nicht nur Gelder zu Ländern schicken sollten, die den Regenwald dann schützen sollen. So habe ich es mir beispielsweise notiert: Vom Jahr 2008 bis zum vergangenen Jahr sind 95 Millionen Euro in den Amazonas gegangen; und zwar vom Ministerium für Klimaschutz. Es ist zwar wunderschön, dass wir das machen. Es bringt allerdings nicht, wenn das Geld nicht da ankommt und der Regenwald trotzdem weiter abgeholzt und abgebrannt wird. Dementsprechend muss man andere Maßnahmen ergreifen. Man muss sich vielleicht einmischen, auch wenn es nicht das eigene Land ist. Man muss dafür sorgen, dass man mit vielen weiteren Ländern ein bisschen Druck ausüben kann. Die Bevölkerung in Brasilien zum Beispiel, die ist selber nicht davon beeindruckt, wie das dort alles läuft. Es wird Pro und Kontra geben, das ist völlig klar, aber der Großteil weiß schon, wie wichtig der Amazonas ist. Wenn wir ihn jetzt einmal in den Vordergrund stellen, weil es halt eines der wichtigsten Ökosysteme ist. Dementsprechend könnte man mit Verboten, Importverboten oder auch ganz klar mit Strafen da durchaus agieren. Ich bin selber politisch nicht so involviert. Ich weiß nicht, wie die Möglichkeiten sind, aber aus unserer Sicht ist da noch deutlich Spielraum nach oben.
Frage 4
FridaysForFuture-Walsrode: Vor einigen Tagen meinte Bolsonaro die Abholzung des Regenwaldes sei Fake. Was hast du dazu zu sagen?
Jan Pflugstedt: Die Fakemeldungen oder die Lügenpresse die kennen wir ja nicht nur aus einem südamerikanischen Land, sondern auch weiter von oben, von anderen gewissen Präsidenten. Es ist ein großes Problem und das Thema Umweltschutz. Ich denke das wirft sehr viele Fragen, aber auch sehr viele Streitereien auf. Wobei ich es persönlich ganz klar sehe, dass es keine Streitereien zu geben hat. Denn wir haben nur eine Erde auf der wir leben dürfen und das ist das Erbe für alle Generationen, die noch nach uns kommen. Dementsprechend müssen wir, gerade auch ihr von FridaysForFuture, die das so ein bisschen ins Leben gerufen haben - die ganze Initiative mit Greta Thunberg, dafür sorgen, dass es nicht in Vergessenheit gerät. Dafür sorgen, dass man jetzt aktiv daran arbeitet und vielleicht auch dafür sorgen, dass die Politik umdenkt. Da ist vielleicht die Corona-Krise ein guter ausschlaggebender Punkt. Die Leute müssen sich sehr viel mit sich selber befassen, sie müssen Zuhause bleiben. Wo die Quarantänezeit war oder der Lockdown da hat sich die Natur an sehr vielen Orten wieder erholt. Es war für viele Menschen vielleicht auch einmal ein ausschlaggebender Punkt, um nachzudenken, wie wichtig diese Natur überhaupt ist. Dementsprechend sind solche Aussagen von großen Machthabern oder Präsidenten natürlich Mundpropaganda, mit der sie versuchen ihr Land weiter in die Richtung zu lenken, wie sie es gerne hätten. Die Natur bleibt da aber oftmals auf dem Spielfeld liegen. Eine Sache hab ich noch. Es ist natürlich so: Wenn ein Präsident sagt: “Die Brände oder die Abholzung finden nicht statt”, dann frage ich mich aber auch warum am hellichten Tag zum Beispiel Rio de Janeiro komplett dunkel ist. Es ist ja kein Wetterphänomen. Es sind ja deutlich zu sehen; die Rauchwolken. Das haben wir ja auch letztes Jahr gesehen. Wir haben da zum Beispiel auch mit Regenwald-Hilfe ein Spendenprojekt in Australien gehabt. Das hat zwar jetzt nichts mit Abholzung zu tun, aber selbst da hat man die große Rauchentwicklung gesehen. Das ist in Brasilien genau das Gleiche gewesen. Es dann abzustreiten, etwas so Offensichtliches, ist traurig für den Artenschutz, Umweltschutz und da muss man einfach drüber stehen und an seinem Ziel festhalten.
Frage 5
FridaysForFuture-Walsrode: Die haben wahrscheinlich die Rolläden heruntergeklappt, dann sieht man das Feuer auch nicht. Aber kommen wir einmal zu einem etwas düstererem Thema. Welche Folgen hat die Zerstörung des Regenwaldes für Umwelt, Mensch und Tier?
Jan Pflugstedt: Das ist eine sehr interessante und eine sehr ausgiebige Frage. Zudem kann ich einmal nur sagen: Mit dem Verschwinden des tropischen Regenwaldes, wir sprechen ja hauptsächlich von den Tropen, verschwindet auch deren Artenvielfalt. D.h. wir haben das Problem angesprochen, dass wir die Problematik haben, dass nicht mehr genügend Sauerstoff produziert werden kann. Das ist für uns Menschen natürlich sehr, sehr wichtig, aber auch für die Tiere. (*Jan wird von einer Wespe attackiert*) Dementsprechend muss man da natürlich auch schauen, dass man versucht die ganzen anderen Tiere (*Jan wird unhöflicherweise wieder von einer Wespe unterbrochen*) zu schützen, aber auch die Flora und Fauna. Zum Beispiel ist es so, dass sehr viele Tiere bedroht sind. Also, wenn ich jetzt zum Beispiel wieder einmal die Amazonasbrände aufgreife, dann haben wir dort sehr viele Tierarten, die vorher schon sehr stark vom Aussterben bedroht waren. Da spreche ich zum Beispiel von vielen Papageienarten, Araarten, von Flachlandtapieren, wir haben später noch viele weitere Tiere gehabt, die sich sogar in die Erdhöhlen oder Baumkronen zurückgezogen haben, weil es der natürliche Überlebensinstinkt ist und sie nicht verstanden haben, warum der Baum oder der Wald um uns herum jetzt brennt. Fazit: Es ist wirklich sehr, sehr wichtig. Ich als Tierpfleger weiß auch, wie schwierig es ist Tiere zu züchten oder wieder auszuwildern. Weil, Zoos so eine Art “Arche Noah” sind. Sie sorgen dafür, dass der Bestand von gewissen Tierarten einfach konstant bleibt, um sie im Idealfall später wieder auswildern zu können. Problem ist aber, wo willst du auswildern, wenn der Lebensraum sehr stark bedroht ist. D.h. man braucht Schutzgebiete, man muss die Tiere, aber auch die Menschen vor Ort, also die indigenen Völker schützen. Es sind ja nicht nur die Tiere, die davon betroffen sind, es sind ja auch Menschen davon betroffen, wenn ein Lebensraum verschwindet. Dementsprechend muss man aktiv helfen. Für das Klima ist es sehr relevant - es wird ein komplettes Klima-Chaos geben, wenn Wälder noch mehr verschwinden. Ich habe aktuell einen Bericht gelesen, dass vom letzten Jahr bis heute eine Fläche von Europa vernichtet wurde. Das ist schon eine sehr krasse Entgegenstellung, finde ich. D.h. wir müssen definitiv etwas machen. Und wie gesagt sind nicht nur die Tiere betroffen, sondern auch die indigenen Völker, Arbeitsplätze - aber das Klima steht über allem. Da müssen wir definitiv daran arbeiten, dass es nicht soweit kommt.
Frage 6
FridaysForFuture-Walsrode: Weg vom Negativen - kommen wir zu etwas Positiveren. Was macht “Regenwald-Hilfe e.V.” vor Ort um den Regenwald zu schützen?
Jan Pflugstedt: Vor Ort in den Regenwäldern sind wir nicht tätig, weil uns als kleine, private Organisation, die sich auch gerade noch im Aufbau befindet noch ein bisschen die Mittel und Wege fehlen. Man muss aber nicht immer vor Ort sein, um aktiv etwas für den Regenwald zu tun. Man kann zum Beispiel seinen eigenen Lebensstil verändern, man kann wassersparend leben, man kann Strom reduzieren - das ist nicht nur für die Regenwälder wichtig, sondern auch für unseren kompletten Planeten. Es spart auch Ressourcen, denn Wasser ist ein wertvolles Gut. Da kann man beispielsweise auch drauf verzichten, wenn man Zähne putzt und das Wasser die ganze Zeit laufen lässt, das machen sehr viele. Oder die Geschirrspülmaschine nach dem Essen erst anmacht, wenn sie richtig voll ist - und somit natürlich auch die Energie spart. Das sind einfach kleine Sachen. Zum Beispiel ist es auch das Palmöl. Es wird immer öfter gehört. Palmöl ist ein sehr, sehr großes Problem in der heutigen Zeit, wobei das Soja inzwischen auch sehr stark aufholt. Beide Produkte werden meist auf Regenwaldflächen angebaut, weil dort der Boden optimal ist, es ein sehr günstiges Gut ist und dementsprechend natürlich auch sehr schnell wächst, sehr schnell verkauft wird, weil es halt sehr günstig im Kauf ist. Dafür werde naber auch die Regenwaldflächen abgeholzt. D.h. eine große Nuss-Nougat-Creme, ich will jetzt den Namen nicht nennen, aber da ist hauptsächlich viel Palmöl drin. Es gibt inzwischen gute Alternativen, man muss nicht auf diese Palmölvarianten zurückgreifen. Man kann drauf verzichten. Ich selber mache das auch mit ein paar Freunden. Es ist sehr, sehr schwierig. Das weiß ich. Oft verbirgt sich der Name auch unter einem Pseudonym, wo man vielleicht gar nicht darauf kommt, dass es überhaupt Palmöl sein könnte. Das ist halt das Problem, aber wenn man es aktiv versucht, dann bekommt man das auch hin. Somit denke ich, man könnte von hier zu Hause aus, also von Deutschland aus auch etwas für den Regenwald tun. Ansonsten macht regenwald-Hilfe sehr viel Aufklärungsarbeit. Wir sind gerade aktuell dabei Konzepte auszuarbeiten, um Aufklärungsarbeit an Schulen, Kindergärten, öffentlichen Einrichtungen und Gemeinden zu leisten - zu speziellen Themen. Wobei der Name unseres Vereins immer ein bisschen irreführend ist, denn wir werden uns nicht nur um das Thema “Regenwald” kümmern, sondern werden noch viele weitere Themen aufgreifen. Da wäre z.B., wie wir dieses Jahr das Projekt “Wildkatze” unterstützt haben. D.h. die einheimischen Wälder. Da haben wir ein Lockstock-Monitoring durchgeführt. D.h. die Wege der Katze sollten erforscht werden, ob man auch an Autobahnen Wildtierbrücken bauen müsste bei uns in der Region oder, wie die Lebensräume strukturiert sind. Wir haben, wie eben einmal kurz angeschnitten, eine Spendenaktion für Australien gehabt, wo wir 1000 Euro zusammenbekommen haben und diese auf zwei Organisationen aufgeteilt haben. Eine für den Wiederaufbau des Lebensraumes - das heißt: Wiederaufforstung. Die andere Organisation kümmert sich um Wildtiere, die bei den verheerenden Bränden verletzt wurden und wieder ausgewildert werden sollen. Ansonsten sind wir sehr regional unterwegs, sodass wir natürlich auch für die Region mit Blumenwiesen, Insektenwiesen und all sowas die Natur ein bisschen fördern wollen.
Frage 7
FridaysForFuture-Walsrode: Das hört sich echt gut an. Also seid ihr im Prinzip so etwas wie eine “Umwelt-Hilfe e.V.” und weniger “Regenwald-Hilfe e.V.”. Bleiben wir aber einmal bei Regenwald-Hilfe und zwar sollten sich auch außerhalb des Vereins mehr Menschen Richtung “Regenwaldhilfe” bewegen. Deshalb die nächste Frage - Was kann hier vor Ort getan werden, um den Regenwald zu schützen? Vielleicht hast du ja noch ein paar mehr Beispiele, als die kleinen Sachen.
Jan Pflugstedt: Ja, ich habe zum Beispiel noch: Beim Einkaufen, das ist ein sehr typisches Beispiel. Viele Supermärkte und Läden sind schon von weggekommen. Von den Plastiktüten. Bei einigen Läden gibt es das aber trotzdem noch. Das ist zum Beispiel ein Punkt. Man kann darauf verzichten. Man kann einfach Mehrwegbeutel oder die eigenen Tüten von Zuhause mitbringen und sie mehrmals verwenden. Man muss nicht ewig die Plastiktüten vom Supermarkt kaufen, denn die landen irgendwann im Müll. Wir haben genug Müll auf unserer Erde. Vieles davon landet auch in den Ozeanen. Das ist auch ein alltägliches Problem, was wir auch immer wieder hören, mit dem Plastik in den Weltmeeren oder Flüssen und Seen. Gleiches Spiel ist es mit dem Obst und Gemüse. Viele Supermärkte bieten schon ein Netz an, wo man das Obst und Gemüse hineinpacken kann - viele haben aber immer noch diese Plastiktüten. Die Bundesregierung hat zum Beispiel auch die Verwendung von Plastikbesteck und ähnlichen Sachen verboten, meiner Meinung nach noch ein bisschen zu spät. Also man könnte es auch sehr schnell umsetzen, aber besser spät, als nie. Das ist schonmal der richtige Weg. Das sind Sachen auf die man verzichten kann. Man kann aktiv werden für Vereine, Organisationen - auch abseits vom Regenwald. Da gibt es sehr viele auch für den heimischen Tierschutz, die man unterstützen kann. Da kann man einiges tun. Und natürlich das alltägliche Prozedere: Wie kommt man zur Arbeit? Muss es das Auto sein? Oder, wie kommt man zum Bäcker der 50m entfernt ist? Muss ich in das Auto steigen oder schnappe ich mir das Fahrrad? Ich selber zum Beispiel habe mir jetzt auch ein Fahrrad angelegt und fahre damit auch regelmäßig zur Arbeit. Das ist gar nicht so schwer, man muss nur den Schritt machen und dann macht es auch eine Menge Spaß, weil man die Natur mit ganz anderen AUgen sieht, als aus dem Auto heraus, wo man mit 100 über die Landstraße fährt und eigentlich gar nichts mehr mitbekommt.
Frage 8
FridaysForFuture-Walsrode: Meistens fährt man dann sogar noch über die Natur. Dann würde ich sagen, dass wir zur letzten offiziellen Frage kommen und zwar ist sie ein wenig persönlicher gerichtet, deshalb würde ich dir empfehlen, dass du dir ein wenig Zeit für die Beantwortung nimmst. Was willst du der kommenden Generation mitgeben?
Jan Pflugstedt: Ich würde auch die Frage gerne umformulieren. Ich würde nicht nur der nächsten Generation etwas mitgeben. Ich möchte der nächsten Generation, meiner und auch die, die schon über mir sind etwas mitgeben. Denn ich denke es betrifft alle. Da ist es wichtig, dass wir uns bewusst werden, wie wichtig unsere Natur ist und wie überlebenswichtig sie für uns alle ist. Es ist sehr, sehr schwierig in einer Welt zu leben, in der man es sich nicht vorstellen kann wie es wird ohne den Elefanten aus Afrika, den man in einer Dokumentation sieht oder die Aaras aus Südamerika, die am Himmel entlang fliegen. Es sind alles Tiere, die ich live und lebendig sehen möchte und nicht irgendwann aus einem Bilderbuch ansehen möchte; und vor allem nicht meinen Kindern irgendwann übermitteln möchte: “Diese Tiere hat es mal gegeben und meine Generation ist Mitschuld daran, dass es sie nicht mehr gibt.”, also wir sollten schön daran festhalten. Denn heute entscheiden wir, ob die Welt morgen scheint. Und ich denke: Das sollte sich jeder einmal zu Herzen nehmen.
FridaysForFuture-Walsrode: Danke für die Beantwortung unserer Fragen. Jetzt haben wir allerdings noch eine kleine Publikumsrunde. Falls jemand sich aus dem Publikum gerne dazubequemen möchte eine Frage zu stellen, die hoffentlich auch beantwortbar ist, dann würde ich einmal darum bitten, dass diese Person das tut.
Konrad S.: Wenn du ein Gesetz entwickeln würdest - wie würde das aussehen?
Jan Pflugstedt: Es geht um ein Gesetz für Umweltschutz nehme ich an? Es ist sehr schwierig ein passendes Gesetz zu finden und ich habe ja auch vorhin schon gesagt: “Ich bin kein Politiker”. Deswegen weiß ich nicht, wie die Mittel und Wege da sind, aber würde ich die Möglichkeit haben, würde ich definitiv nicht erst in ein paar Jahren den Kohleausstieg oder den Atomausstieg befürworten, sondern ich würde ihn so schnell wie möglich zu uns bringen, weil ich denke, dass wir mit erneuerbaren Energien auch jetzt schon wunderbar über die Runden kommen die Kohlekraftwerke zum Beispiel nicht mehr benötigen. Zudem würde ich, wie eben auch schon angekündigt, gerne in andere Länder mit einmischen. Auch, wenn es deren Politik ist die Regenwälder für uns alle überlebensnotwendig sind, sodass man da nicht einfach die Scheuklappen hat und sich um das eigene Land kümmert, sondern gemeinsam - ich sage da jetzt zum Beispiel Europa - den Druck aufbauen kann zu einem Land, wie Brasilien. Und sagen kann: “So machen wir es jetzt und da kriegste Gelder für damit wir dich fördern” und nicht einfach das Geld hinschicken und zuschauen, wie der Regenwald trotzdem weiter abgebrannt wird.
FridaysForFuture-Walsrode: Braucht man nur noch einen passenden Gesetzestext dafür und den würden wahrscheinlich mehr als die FridaysForFuture-Mitglieder weltweit unterschreiben. Danke, dass du dir Zeit für uns genommen hast und hier unsere lockeren Fragen beantworten konntest.
Jan Pflugstedt: Ok, wunderbar. Danke für die Möglichkeit und euch allen noch einen schönen Tag!
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